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Musik und Tanz – Energie, Heilung und Lebensfreude

von | Okt. 5, 2025 | Movement | 0 Kommentare

„Ich werde mit Pole Dance anfangen“, sagte meine Tochter eines Tages zu mir. „Such dir doch etwas Realistischeres aus“, antwortete ich. „Dafür braucht man doch wahnsinnig viel Kraft und Beweglichkeit, keine Chance.“ Das war jedenfalls meine Ansicht. Anne lachte nur. „Du wirst schon sehen. Genau das will ich.“ Und tatsächlich, sie sollte recht behalten. Ein starker Wille kann Berge versetzen.

Damals dachte ich noch, Tanzen sei in erster Linie Sport, eine Frage von Koordination, Beweglichkeit und ein bisschen Fitness. Heute weiß ich, dass Tanzen weit mehr ist. Es ist eine Möglichkeit, Grenzen im Kopf zu überwinden. Jede Form von Stillstand, ob körperlich oder geistig, kostet Energie. Grübeln, Gedankenschleifen und Sorgen ziehen Kraft. Der Kopf kreist, der Körper erstarrt. Beim Tanzen geschieht das Gegenteil: Energie kommt in Fluss. Bewegung unterbricht festgefahrene Denkmuster. Neue neuronale Verbindungen entstehen, Stresshormone sinken, Glückshormone steigen. Unser Gehirn schüttet Dopamin, Serotonin und Endorphine aus, Botenstoffe, die uns wacher, leichter und lebendiger fühlen lassen. So entsteht das, was wir beim Tanzen spüren: Leichtigkeit, Freude, Freiheit, manchmal sogar Heilung. Joe Dispenza beschreibt es so: „Gefühle, die wir erzeugen, formen unsere Gedanken. Und Gedanken bestimmen unser Handeln.“ Tanzen kann also genau da ansetzen, wo Nachdenken allein nicht weiterführt.

Jedes Mal, wenn ich Tänzer beobachte, sehe ich diese besondere Leichtigkeit. Niemand denkt darüber nach, wie es aussieht oder wer zuschaut. Es zählt nur die Bewegung, der Moment, die Freude. Man spürt, wie Bewegung das Gemüt verändert. Wer locker tanzt, fühlt sich freier, und wer sich frei fühlt, bewegt sich mit noch mehr Freude. Unser Körper spiegelt unsere Gefühle. Wenn du die Schultern nach vorne ziehst und in dich zusammensackst, gerät der Körper in eine Haltung der Schwere. Fühlst du dich stark und offen, richtest du dich automatisch auf. Peter Levine, Begründer von Somatic Experiencing, sagt: „Körperhaltungen können alte Emotionen aktivieren, aber durch Bewegung lassen sie sich auch verändern.“ Darin liegt die Kraft des Tanzens. Bewegung löst, was feststeckt. Sie bringt Spannung nach außen und schafft Raum für neue Gefühle.

Heute schaue ich Anne beim Tanzen zu, voller Bewunderung. Sie ist stärker geworden, freier, selbstbewusster. Und ich habe meine Lektion gelernt: Alles ist möglich, wenn man es wirklich will und von Herzen daran glaubt. Das Tanzen verbindet Körper, Geist und Seele. Jede Tanzform, ob Pole Dance, Hip-Hop oder Ballett, hat ihre eigene Sprache. Sie stärkt den Körper, öffnet den Geist und schenkt Freude. Bewegung ist Ausdruck von Lebendigkeit. Sie bringt uns zurück in den Moment, dorthin, wo Denken aufhört und Fühlen beginnt.

Und die Musik begleitet diesen Prozess. Sie erreicht uns dort, wo Worte oft scheitern: im Herzen. Ein Lied erklingt, und plötzlich sind sie da: Gänsehaut, Tränen, ein Lächeln, Lust zu tanzen. Musik öffnet den Raum, in dem Bewegung entsteht. Sie gibt den Rhythmus, trägt die Emotion und verbindet Innen und Außen.

Unser Körper besteht zu rund siebzig Prozent aus Wasser, einem hervorragenden Schwingungsträger. Jede Melodie, jeder Ton erzeugt Schallwellen, die tief in uns wirken. Der japanische Forscher Masaru Emoto hat gezeigt, dass Musik sogar die Struktur von Wasserkristallen verändern kann. Harmonische Klänge formen klare Muster, disharmonische verzerren sie. Kein Wunder, dass Musik uns so unmittelbar beeinflusst. Schon im Mutterleib spielt sie eine Rolle. Der Fötus hört Herzschlag, Stimme und Stimmungen. Klang bedeutet Verbindung. Auch später wählen wir Musik nach unserem inneren Zustand. Wer verliebt ist, hört romantische Lieder. In Momenten der Trauer greifen wir zu melancholischen Balladen. Wenn wir Energie brauchen, lassen wir treibende Rhythmen erklingen.

Je nach Musik reagiert der Körper unterschiedlich. Sanfte Klänge senken Stresshormone, beruhigen Herz und Atmung und fördern die Konzentration. Schnelle Rhythmen aktivieren, setzen Adrenalin frei und schenken Kraft. Glückshormone wie Dopamin und Endorphine werden ausgeschüttet, ähnlich wie beim Sport oder Verliebtsein. Musik bringt uns ins Fühlen, Bewegung setzt dieses Fühlen frei. Zusammen schaffen sie einen Raum, in dem wir uns selbst wieder spüren.

Musik und Tanz sind keine Flucht. Sie sind eine Rückkehr zu uns selbst, zu unserem Körper und zu unserer Lebendigkeit. Bewegung, Klang und Gefühl – das ist Leben in seiner puren Form. Vielleicht liegt genau darin das Geheimnis von Energie, Heilung und Lebensfreude.